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Mehr über Jakob (Harald) Scheurer:

„zur härtesten Arbeit unter gefahrenvollen Umständen“

Jakob Scheurer wurde am 13.September 1919 in Ludwigshafen-Oppau als Sohn von Jakob Scheurer und Emma, geborene Schröter geboren. Er war Maschinentechniker von Beruf. Am 30. April 1940 wurde er als Flieger zum 1. Flieger-Ausbildungs-Bataillon 16 einberufen. Ein halbes Jahr danach wird er erstmals für eine Woche in ein Reservelazarett eingewiesen und nahm anschließend an einem Flieger-Lehrgang teil.

Am 16. Oktober 1941 wird er 2 Woche im Reservelazarett Jüterbog in Brandenburg behandelt und kehrt am 31.Oktober „dienstfähig zur Truppe“ zurück. Seine Einheit kommt in Norwegen zum Einsatz. In dieser Zeit muss er sich selbst den Vornamen Harald gegeben haben, so dass in den Wehrmachts-unterlagen zunächst zwei Personen („Harald“ und „Jakob“ Scheurer) geführt wurden.

Ende August ist ein dreiwöchiger Aufenthalt im Feldlazarett in Svanvik Norwegen an der Grenze zur Sowjetunion (u.a. mit der Diagnose Angina) vermerkt. Am 4. Dezember wurde bei Scheurer im Kriegslazarett Wilna eine Nierenentzündung behandelt und er wurde zu Weihnachten von Wilna ins Reservelazarett in Insterburg in der Abteilung Frauenschule verlegt, um seine Nierenentzündung weiter zu behandeln. Als letztes Truppenteil laut Wehrmachtsauskunftsstelle am 11. Januar 1943 die 3. Luftwaffen-Feld-Division angegeben. Diese kam von November 1942 bis Oktober 1943 im Verband des II. Luftwaffen-Feldkorps an der Ostfront im Raum nördlich von Witebsk im heutigen Belarus zum Einsatz. Während der Kämpfe nordwestlich von Welisch am Uswjattskoje-See (Oblast Smolensk, Russland an Grenze zu Belarus) und bei der sowjetischen Newel-Operation wurde die Division fast vollständig aufgerieben. Die Division wurde formell am 1. November 1943 aufgelöst.

Scheurer wurde verwundet und am 16. August 1943 wegen eines Granat-Splitters im linken Oberarm im Kriegslazarett eingeliefert und mit einem behelfsmäßigen Verwundeten-Transportzug zunächst ins Feldlazarett Gorlowka, im Oblast Donez (Ukraine) und dann am 19. August weiter ins Kriegslazarett Winnyzja, 250 km südwestliche von Kiew weitergeleitet. Am 4. September traf er im Reservelazarett Lagbusch ein und ab 11. November 1943 tat er dann wieder Dienst im Flug- Ausbildungsregiment 11 in Berlin-Schöneweide. Danach brechen die Auskünfte in der Wehrmachtsauskunftsstelle bis zur Exekution 1945 ab.

Darüber, wann und warum Jakob (Harald) Scheurer ins Wehrmachtsgefängnis Wilna kam, gibt es bisher keinen Nachweis. Allerdings ist er als „Harald“ Scheurer ohne Datum im Feldstraflager I registriert. Als „Jakob“ Scheurer ist er ebenfalls ohne Datum im Wehrmachtsgefängnis Wilna sowie Feldlazarett 17 (welches 1943 in den russischen Kreisen Saratow und Stalingrad lag) vermerkt.

Die Bildung der Feldstraflager ersetzte im Jahr 1942 die Wehrmachtsgefängnisse, die nach Kriegsbeginn eingerichtet worden waren. Die Feldstraflager I und II wurden am 24. April 1942 in Torgau aufgestellt; Feldstraflager I erhielt 600 Insassen der Wehrmachtgefängnisse Torgau-Zinna und Anklam. Die Feldstraflager wurden ab 1943 entlang der Ostfront verteilt. Die Verwahrung in einem Straflager unter Aussetzung der Strafvollstreckung bis zum Kriegsende stellte die schärfste Maßnahme dar, die gegen einen verurteilten Soldaten ergriffen werden konnte.

Die Gefangenen wurden zur „härtesten Arbeit unter gefahrvollen Umständen im Operationsgebiet, möglichst bei der kämpfenden Truppe“ eingesetzt, zum Beispiel zum Minen beseitigen, gefallene Feinde begraben, Bunker und Stellungen bauen, Stacheldrahtschneisen schneiden. Bei diesen Arbeiten waren die Gefangenen dienstlich den Pionieren in den Divisionen, denen sie zur Arbeitsleistung zugewiesen waren, unterstellt. Neben den Arbeitsaufträgen wurde zudem in den Lagern selbst militärische Ausbildung angesetzt, um die Insassen für den Fall einer Rücküberführung in die kämpfende Truppe einsatzfähig zu halten. Die tägliche Arbeitszeit betrug 12 bis 14 Stunden. All dies geschah unter reduzierten Essensrationen, sodass Hunger, Erschöpfung und der Verfall der mentalen und physischen Gesundheit der Lagerinsassen ein Teil des Lageralltags war. Auch Suizid war ein häufiges Vorkommnis unter den Gefangenen.

„Harald“ Scheuer wurde gemäß Urteil des Feldgerichts des Kommandierenden Generals und Befehlshaber im Luftgau V, Stuttgart am 17. Feburar 1945 um 9.05 Uhr im Schießtal hingerichtet und am 21. Februar 1945 beerdigt. Der Sterbefall wurde am 10. April 1945 beurkundet. Eine Benachrichtigung der Angehörigen scheiterte zunächst. Erst Ende 1947 klärte sich durch den Vater, welcher der beiden Vornamen der amtliche Vorname von Jakob Scheurer war.

Quellen:
BA-PA B 563-1 Kartei Signatur S- 3241/6
StadtA LB L 67 Bü. 39 und 41
StaatsA LB EL 20/1 VI Bü 165
www.lexikon-der-wehrmacht.de



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